Dresscode im Business: Mit der Jogginghose ins Büro…?
Viele Unternehmen wollen sich verjüngen und zeigen das auch nach außen, indem sie ihren Dresscode im Büro lockern. So hat Daimler-Chef Dieter Zetsche zum Beispiel seinen Managern unlängst ein Krawatten-Verbot im Job erteilt. Der 63-Jährige selbst tritt ebenso salopp auf: Ein Hemd zur Jeans. Sneaker an den Füßen. Fertig. Vor einem Jahr wäre das noch undenkbar gewesen. Doch insbesondere junge Manager, die ihren Job frisch angetreten haben, bringt das in die Bredouille. Sie fragen sich: Was geht gerade noch und was geht bei der Wahl der Klamotten überhaupt nicht?
Vorbei die Zeiten steifer Hemdkragen, bewegungsunfreundlicher Blazer, Stiftröcke und Blusen. Business goes casual: Der Dresscode wird branchenübergreifend lockerer. Damit Alltagskleidung im Job aber weder aufgesetzt noch billig wirkt, bedarf es eines guten Blickes und einer gewissen Stilsicherheit. Sonst ist der erste Eindruck schnell dahin.
Der optimale Dresscode im Beruf
Insbesondere junge Führungskräfte stellt die neue Lockerheit im Business vor eine nicht unerhebliche Herausforderung. Kleider machen nun einmal Leute.
Doch einerseits soll ein hochkonservativer und seriöser Anzug nicht den ungezwungenen Umgang mit dem Team torpedieren. Andererseits sollen Juniorchefs ihr Unternehmen auch nach außen vertreten können, ohne sich nach dem Teammeeting und vor dem Kundentermin extra umziehen zu müssen.
Das heißt im Umkehrschluss, dass die Klamotten gleichzeitig zweierlei zum Ausdruck bringen müssen:
- Ich bin einer von Euch.
- Wenn auch noch jung – ich bin eine ernstzunehmende Führungskraft.
Das klingt nicht nur wie die textile Quadratur des Kreises. Sie ist es auch. Zumal nicht in allen Bereichen die gleichen Standards gelten.
Selbst der Dresscode in der Bank wird lockerer
Falls es ein wenig tröstet: Junge Chefs stehen mit dem Problem nicht allein da. In allen Branchen dominiert die gleiche Verunsicherung. Sogar in konservativ geltenden Sektoren wie dem Finanzwesen geht es erheblich lockerer zu.
Wohl, weil man in Zeiten, in denen selbst renommierte DAX-Unternehmen entspannter mit der Wahl des Mitarbeiteroutfits umgehen, wie aus der Zeit gefallen wirken würde, wenn man an alten Standards festhielte.
Als einer der ersten Finanzdienstleister brach die Hamburger Sparkasse („Haspa“), mit dem Kleider-Tabu. Auf einer Managementtagung kam man auf die Idee, dass ein gelockerter Kleidungsstil Barrieren zwischen Kunde und Berater abbauen könnte. Und insbesondere im Finanzbereich ist Kundennähe und damit Vertrauen in die erbrachten Dienstleistungen unabdinglich.
Stilberater helfen bei der Wahl des richtigen Business Outfits
Mit Hilfe einer Stilberaterin wurde in einem Workshop der neue Dresscode „Haspa Business Casual“ definiert, um einen legeren, aber angemessenen Kleidungsstil zu entwickeln. Weg vom Fenster sind seitdem Krawatten und sogar Anzüge.
Stattdessen bestimmen offene Kragen, Jeans oder Chinos auf allen Positionen und Ebenen das Bild. Für den Finance-Bereich ist das wie eine kleine modische Revolution.
In anderen Branchen wie der IT steckt hinter einem betont lockeren Dresscode weniger der Wunsch nach Kundennähe, sondern ist ein klares Signal in Richtung potenzieller Bewerber: Weil sie wie viele andere Branchen auch mit dem Fachkräftemangel kämpfen, tun IT-Unternehmen auch im Bereich der Bekleidungsordnung etwas, damit sich ihre Angestellten eher wohlfühlen.
Letztes setzt Kleidung voraus, in der sich Arbeitnehmer nicht verkleidet vorkommen, sondern in der sie gerne ins Büro gehen. Und da insbesondere IT’ler den Ruf genießen, nicht allzu viel Wert auf ihr Äußeres zu legen, sind hier die Grenzen zum Schlabberlook noch einmal deutlicher aufgeweichter als in der Finanzbranche.
Schräg bis nerdig? Dresscode in der IT
Wer das übrigens explizit vorlebte, war kein geringerer als Apple CEO Steve Jobs, der sogar bei wichtigen Business-Präsentationen den immer gleichen schwarzen ausgeleierten Pulli und die immer gleiche Blue Jeans trug.
Als er infolge seiner Krebserkrankung an Gewicht verlor, behalf er sich bei der zunehmend legerer sitzenden Jeans mit einem Gürtel. Denn immer weiter ausfallenden Pulli ließ er einfach an sich herunter schlabbern. Das ist mal konsequent!
Nichtsdestotrotz raten Experten auch im IT Bereich insbesondere jungen Führungskräften, die sich ihre Sporen noch verdienen müssen, zum gemäßigten Casual Business Chic. Nicht unbedingt im Büro, aber doch mindestens zu Repräsentationszwecken. Jobs trat zu Beginn seiner Karriere bei offiziellen Anlässen übrigens auch im Anzug auf. Sogar mit Fliege.
„Fliege und Anzug sind definitiv passé“, sagt Sebastian Berblinger, Vorstandsmitglied der APRIORI business solutions AG. „Nichtsdestotrotz geht es bei einem offiziellen Auftritt mindestens um ein gepflegtes Äußeres. Denn das sagt viel über die Wertschätzung aus, die man anderen entgegenbringt und sollte insbesondere zu Beginn einer Führungskarriere nicht unterschätzt werden.“
Mit Polo-Shirts, Hemden in dezenten Farben, Strickpullovern, Baumwollhosen liegt man in der Regel goldrichtig. Seit einiger Zeit haben sich auch dunkle Jeans etabliert.
Dresscode Vorstellungsgespräch
Ähnliches gilt für den Dresscode im Bewerbungsgespräch. Auch hier muss branchenübergreifend niemand mehr zwingend in Nadelstreifen und Lackschuhen anrücken, doch um einen guten Eindruck zu hinterlassen, empfiehlt sich doch mindestens das Hemd oder die Bluse zur gepflegten Jeans oder Stoffhose. Dabei sollten die Klamotten stets gebügelt und qualitativ hochwertig sein.
Wer sich bei der Wahl seiner Kleidung dennoch unsicher ist, dem sei die folgende Formel nahe gelegt: Lieber neu als alt und ausgewaschen, stets in der passenden Größe und von einer Qualität, die nicht billig wirkt. Und: In der Tendenz eher zur gedeckten Farbe greifen, als zum quietschbunten Mustermix.
Moderne Dresscodes schließen Jogginghosen nicht aus
Dann funktionieren im Berufsalltag auch Kombinationen, die früher zu gewagt gewesen wären. Zum Beispiel galten Jogginghosen als alles andere als businesstauglich. Inzwischen haben sie es zumindest bei weiblichen Angestellten in die Büros geschafft, wobei sie mit dem früheren Schlabbermodell aus Sweat nicht mehr viel gemein haben.
Nur der Schnitt ist gleich geblieben. Die Stoffqualität ist fließenden und edel wirkenden Materialien gewichen. Daher spricht nichts dagegen, die Joggingpant zusammen mit Pumps oder Ballerinas in Kombination mit einer Bluse im Office zu tragen. Aber Vorsicht bei geblümten Modellen: Die gehören definitiv in die Freizeit.
Kurzer ROck, kurze Hose: Bitte nicht zu viel Bein zeigen
Ein weiterhin kritisches Thema ist und bleibt dagegen die kurze Hose oder der Minirock im Büro. In beiden Fällen gilt: Nicht zu viel Bein zeigen. Zwar gibt es immer mehr Männer, die sich in den Casual-Branchen auch mit Shorts in die Firma bewegen, diese sollten aber unbedingt von guter Qualität sein und nicht den Eindruck erwecken, man komme gerade vom Strand. Tipp: Es gibt inzwischen sogar Nadelstreifen-Shorts.
Die Damen sollten bei Röcken stets Expemplare in Knielänge aus dem Schrank ziehen, sonst wirkt das Outfit schnell billig. Was für „unten herum“ gilt, ist auch bei der Oberbekleidung von Bedeutung: Das Spaghettiträger-Top oder das Muscle Shirt gehören aus den gleichen Gründen nicht ins Business-Umfeld. So, nun sollte aber wirklich nichts mehr schief gehen bei der Kleiderwahl.